Dalits

 

Dalits (wörtlich „Zerbrochene“) nennen sich die indischen Kastenlosen, die früher auch als Unberührbare oder Parias bezeichnet wurden. Kastenlos heißt, dass sie zu keiner der vier Hauptkasten (Varnas = Farben) gehören, sehr wohl aber den tausenden von traditionell berufsbezogenen Unterkasten (Jati =  von Geburt, Herkunft) zuzuordnen sind. Sie stammen von den Ureinwohnern Indiens ab.

 

Im offiziellen Sprachgebrauch werden sie als „Scheduled Castes“ (Verzeichnete Kasten), kurz S.C., bezeichnet. Sie bilden in Indien einen Bevölkerungsanteil von 16,6% (1) und werden noch heute in der indischen Gesellschaft ausgegrenzt und unterdrückt. Im Prozentsatz nicht enthalten sind christliche und muslimische Dalits. Schließt man diese ein, so gibt es Schätzungen, dass etwa ein Viertel der Inder Dalits sind (1).

 

Sie leben regelmäßig in einer Siedlung außerhalb des Ortes, in dem die Kastenangehörigen wohnen, eine Trennung, die an die südafrikanische Apartheid erinnert.

 

Im Hinduismus, der weit überwiegenden Religion in Indien mit 79,8% Bevölkerungsanteil im Jahr 2011 (2) befinden sich die Dalits hierarchisch an unterster Stelle. Diesen Platz hätten sie wegen Verfehlungen im früheren Leben mit der Geburt erhalten und behielten ihn bis zum Tod. Dienen sie zeitlebens den Kastenangehörigen, ordnen sie sich ihnen unter und halten sie sich an die religiösen Regeln, so können sie im nächsten Leben auf einer höheren Kastenstufe wiedergeboren werden. Ein religiöser, hinduistischer Dalit kann aus dieser Systematik keinen Ausweg finden. Deshalb ist es auch so schwierig, die Diskriminierung im Kastensystem abzuschaffen. Auch für die vielen christlichen Dalits bleibt die Unterordnung im Kastensystem bestehen.

 

Im täglichen Leben werden weiterhin vielfältige Formen der sog. Unberührbarkeit praktiziert, obwohl letztere schon mit der Verfassung 1950 abgeschafft wurde. Sie werden, weil sie nicht zu den seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. aus dem oder über den Iran eingewanderten Ariern (3) gehören, „schmutzige“ Berufe ausüben und Fleisch essen, als „unrein“ im religiösen Sinn betrachtet. So wird Dalits, um nur wenige Beispiele zu nennen, der Zugang zu Tempeln und Brunnen verwehrt. Im Teehaus werden ihnen gesonderte Gläser oder Wegwerfbecher gereicht.

 

Hinduistische Dalits, die zu anderen Religionen konvertieren, behalten gleichwohl ihren Status als kastenlose Unberührbare. Konvertieren sie offiziell zum Christentum, so verlieren sie die den registrierten Kasten zustehenden verfassungsmäßigen Rechte auf besondere staatliche Förderung.

 

 

 

1) Zensus 2011:

http://idsn.org/news-resources/idsn-news/read/article/india-official-dalit-population-exceeds-200-million/128/

 

2) Zensus 2011:

http://www.census2011.co.in/religion.php

 

3) Wikipedia:

Arier (Arya) im Hinduismus: „edler Geist“

Iran: Land der Arier

https://de.wikipedia.org/wiki/Arier